Meine Inspiration: Die 6 Nebenübungen von Rudolf Steiner Teil 1

Was inspiriert mich?

Diese Frage, habe ich letzte Woche an verschiedenen Stellen gestellt bekommen. Da sie mich nicht losgelassen hat, war es mir wert, dazu eine Artikel Serie über die 6 Nebenübungen von Rudolf Steiner zu schreiben. In dem ersten Teil möchte ich euch die ersten 3 der insgesamt 6 Nebenübungen vorstellen.

Zur Frage, was mich inspiriert habe ich für die Schule sofort an die Nebenübungen von Rudolf Steiner gedacht. Obwohl sie nicht für Lehrer:innen geschrieben wurden, inspirieren sie mich in verschiedenen Phasen meines Lebens für mein tägliches Tun. Gerade für die Themen Achtsamkeit, Fokus, Entschleunigung und innere Haltung finde ich sie genial. Und welches Thema in meinem Leben gerade viel Augenmerk hat, fallen mir die Übungen unterschiedlich leicht. Es sind einfache und kleine Übungen, die im Tagesverlauf kurz, ca 5 Minuten am Tag, eingeplant werden sollten, allerdings über Monate!

Doch was sind die Nebenübungen

Sie wurden unter anderem 1910 in dem Buch Die Geheimwissenschaft im Umriß und an anderer Stelle veröffentlicht. Diese Übungen sind nicht für Lehrer gedacht, sondern für Menschen, die sich für Anthroposophie interessieren.

Ich habe während meiner Ausbildung zur Waldorflehrerin das erste Mal von diesen Nebenübungen gehört. Da mich auch immer auch die geistige Dimension der Anthroposophie interessierte, fing ich an zu recherchieren.

Bald stellte ich fest, dass viele meiner Kolleginnen und Kollegen die erste Nebenübung kannten, aber schon bei der zweiten gerieten viele ins Stocken. Und zu meinem Erstauen kennen viele diese Übungen gar nicht. Darum möchte ich sie hier einmal vorstellen.

Die 6 Nebenübungen sind:

1. Gedankenkontrolle / Denkübung

2.  Initiative der Handlungen,

3. Gelassenheit im Leben

4. Positivität,

5. Unbefangenheit,

6. Harmonie der fünf Stufen.

Hier beschäftige ich mit erstmal nur mit den ersten 3 Übungen.

Wie sollen diese Übungen ausgeführt werden?

Jede dieser Übung soll über 4 Wochen durchgeführt werden, das bedeutet, bis alle Übungen abgeschlossen sind, ist ein halbes Jahr vergangen. Das ist schon mehr als ein Marathon, während man sich mit sich selbst wenigstens 1 Mal am Tag beschäftigt. Ist der erste Monat um und die erste Nebenübung der Gedankenkontrolle geschafft, dann kommt im zweiten Monat die 2. Übung etc. Es gibt dazu auch eine Angabe, dass man ab dem 2. Monat gern auch zusätzlich die vorherigen Übungen dazunehmen kann. Als reicht ein Jahr aus, den Zyklus zwei Mal zu wiederholen.

1. Nebenübung: Gedankenkontrolle

Mindestens 5 Minuten am Tag sollen die Gedanken an einen einfachen und naheliegenden Gegenstand  zugewandt werden.

Hier wird Rudolf Steiner zitiert, der die Idee des Bleistifts oder der Stecknadel als Übungsobjekt vorgab.

Dazu die Fragen, die du dir zu diesem Gegenstand stellen kannst:

– Welche Bestandteile setzen einen Bleistift zusammen?

– Wie werden die Materialien zu einem Bleistift verarbeitet?

– Wie werden sie nachher zusammengefügt?

– Wann wurde der Bleistifte erfunden?

-Wie sähe die Welt ohne Bleistift aus?

– etc.

Das Ziel ist, keine Gedanken schwärmen zu lassen. Oder eins meiner Lieblingsworte, die Gedanken sollen nicht irrlichterlieren. Sondern 5 Minuten ausschließlich bei einem Gegenstand bleiben. Dazu kannst du jeden Tag einen neuen Gegenstand aussuchen oder tagelang den selben nehmen.

2. Nebenübung: Initiative der Handlungen

Bei dieser Übung übst du, zu einer bestimmten Tageszeit eine selbstgewählte Handlung auszuführen. Diese Handlung soll nicht zu den täglichen Pflichten gehören. Beispielsweise kannst du:

– um 15 Uhr dir an das rechte Ohr fassen

– um 18 Uhr die Brille auf und wieder absetzen

für Fortgeschrittene: genau um 18.17 Uhr hebe ich immer mein rechtes Bein kurz hoch

3. Nebenübung: Gelassenheit im Leben

In dieser Übung geht es darum, das es nicht möglich sein sollte, dass die eigenen Gefühle einen komplett aus der Bahn werfen können. Und zwar weder die eigenen Gefühle noch das das äußere Leben so viel Einfluss auf mich hat, dass ich davon beherrscht bin und nur noch agieren kann. Damit ist diese Gefühlsachterbahn von Himmelhochjauchzend zu Tode betrübt, gemeint. Nicht das blinde Wüten des Zorns.

Es geht hier darum, die Überwindung von Lust und Leid, Freude und Schmerz zu finden. Es geht nicht darum, keinen Schmerz oder keine Freude zu empfinden, es geht darum, dass diese Gefühle nicht die überhand nehmen und uns handlungsunfähig machen. Trauriges darf und soll auch Schmerzen oder Erfreuliches soll uns erfreuen. Es soll nicht stumpf vegetiert werden, sondern gelassener und ruhiger auf alles regieren zu können. Es haben weiterhin alle Gefühle Platz, es geht um die Ausschläge nach oben und unten, die einen so um hauen.  So sind wir besser gewappnet für das Leben.

Für mich passt dazu folgender Spruch von  Reinhold Niebuhr :

„Gott gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“

Diese Gelassenheit soll ich ganz gesetzmäßig üben, indem ich mir überlege:

– welche Eigenschaften brauche ich für die Gelassenheit in meinem Leben und

– wie habe ich bis jetzt reagiert?

– Welches sind meine jetzigen Gefühlseigenschaften, die mich immer und immer wieder so aus der Bahn werfen?

– Welche dieser Eigenschaften habe ich mir selbst anerzogen?

– Habe ich mir eine gewissen Erregtheit beigebracht, so sollte ich diese Erregtheit aberziehen etc.

Was bringen mir die Übungen?

1. Zur Gedankenkontrolle

Wer hätte es nicht nötig, seine Gedanken zu fokussieren und einfach bei einer Sache zu bleiben. Nicht abzuschweifen, einen Gedankengang zu Ende zu denken und nicht schon wieder sich zu verlieren in tausende andere Gedankengänge.

Mit dieser Übung übe ich,  meine Gedanken zu fokussieren. Denn meine Gedanken sollen nicht in beliebiger Weise hin und her schweifen. Und das geht nicht von heute auf morgen, sondern diese Übung soll 4 Wochen lang täglich durchgeführt werden.

Wer sich überwindet durch Monate hindurch täglich fünf Minuten seine Gedanken an einen alltäglichen Gegenstand zu wenden und alle Gedanken auszublenden, die nichts mit diesem Gedanken zu tun haben.

2. Initiative der Handlung

Wenn ich bedenke, wie viele Handlungen aus bestimmten Verpflichtungen hervorgehen, sei es aus berufliche Vorgaben, innerhalb der Familie oder auch während des Hobbys oder der Freizeit. Wie viele Handlungen gehen aus meiner ganz eigenen Initiative hervor? Da muss ich mich schon auf die Suche begeben.

Durch eine selbsterlegte Handlung, die ganz schnell in den Tagesablauf eingeplant werden kann, übst du dich festzulegen für eine Tat, die du dir vorgenommen hast. Neudeutsch würden wir sagen, wir committen uns für etwas in unserem Leben.

Diese Übung, eine Handlung zu einer bestimmten Uhrzeit durchzuführen, fällt mir am schwersten und oft schaffe ich es nicht. Am Anfang habe ich mir zusätzlich den Wecker im Handy gestellt. Trotzdem, hier scheitere ich am häufigsten. Aber der Weg ist das Ziel, und übe ich es nicht, kann ich auch keinen Fortschritt sehen.

Hier passt wunderbar auch die 72 Stunden Regel. Fängst du nicht innerhalb von 3 Tagen an, eine Idee, Wunsch, Aufgabe, Ziel etc. umzusetzen, sinkt die Durchführung für dieses Vorhaben auf 1%.

3. Gelassenheit im Leben

Leider gibt es zu dieser Gelassenheitsübung keine Anweisung, wie wir üben sollen und wie wir uns bestimmte Eigenschaften aneignen können. Jeder muss hier seinen eigenen Weg gehen, denn viele Wege führen nach Rom.

Ich führe seid Jahren morgens ein Journal, dass hilft mir, meine Gedanken zu sammeln und mein Verhalten zu reflektieren. Aber ich glaube jeder Weg ist richtig, sich immer wieder mich sich selbst auseinanderzusetzen.

Und ein wichtiger Faktor dafür ist ZEIT und MUSSE.

Für diese 3 Nebenübungen setzt Rudolf Steiner 3 Monate an, du kannst jederzeit starten und deine Erfahrungen sammeln.

Die Fortsetzung folgt nächste Woche.

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