Als ich zur Schule ging, habe ich meine Notizen von der Tafel abgeschrieben und nicht immer waren diese gut strukturiert oder gar übersichtlich. Ich denke, diese Situation kommt den meisten bekannt vor. Diese Textwüsten sollten sicherstellen, dass wir im Unterricht alle Informationen auch fleißig mitschrieben. Viele, viele Seite habe ich damals gefüllt. Kommt dir das bekannt vor?
Ich habe mich damals nur an bestimmte Stellen erinnert, weil ich genau wusste, oben auf der Seite war ein Tintenfleck, oder unten in der Mitte ein Smiley von meiner Banknachbarin. Während meiner Ausbildung und meines Studiums habe ich so viele Seiten flusig mitgeschrieben. Immer mit der Idee im Hinterkopf, also wenn ich Zeit habe, werde ich die Notizen ganz hübsch aufarbeiten. Und was kann ich dir sagen? Es ist nie passiert. Von den vielen mitgeschriebenen Infos ist nicht so viel hängengeblieben. Ich musst immer mit Büchern oder zusammen mit meinen Kommilitoninnen den Stoff lernen. Und so richtig gern habe ich meine Unterlagen nicht wieder angeschaut.
Wie ist es aber möglich, seine Unterlagen so zu gestalten, dass ich zum Einen gern hineinschaue und zum anderen mit einem Blick den Inhalt erfassen kann. Hier kommen für mich – Jahrzehnte später – Sketchnotes als Visuelle Notizen in Spiel.
Was bedeutet das Wort Sketchnotes?
Das Wort setzt sich zusammen aus Sketch= Skizze und Note=Notiz. Übersetzt als Notizen aus Bild und Text beziehungsweise Visuelle Notizen.
Seit Andreas Gärtner von den Zeichnern im Fernsehen live die Sendung von Hirschhausen in Wort und Bild mit zeichnete und protokollierte, ist es vielen Menschen gar nicht mehr so fremd. Sketchnotes werden als Alternative zu konventionellen, text lastigen Mitschriften angefertigt. Hier setzt das Lernen an und macht diese Methode für die Schule interessant.
Sketchnotes machen Inhalte verständlich
Sketchnotes erfüllen die Aufgabe, Inhalte verständlicher zu machen. Und die Methode ist uralt, die ersten Höhlenmalereien könnten schon dazugezählt werden. Denn in diesen Zeichnungen geht es um Informationen der dargestellten Tiere und ihre Jagd. Ebenso Leonardo Da Vinci: seine berühmten Skizzenbücher enthalten neben dem Text auch immer Skizzen zur Verdeutlichung und zur Anschaulichkeit.
Was passiert beim Zeichnen von Sketchnotes? Zum einen kann ich nicht mehr alles mitschreiben, was im Unterricht gesagt wird, sondern ich muss beim Zuhören selektieren und mich auf Schlüsselbegriffe konzentrieren. Das heißt, ich höre so zu, dass ich den Inhalt beim Hören schon zusammenfasse und dann mit einer entsprechenden Bildidee zu Papier bringe. Damit ist die Konzentration viel größer, für Ablenkungen bleibt kein Raum.
Kernaussagen aus einem Text werden sichtbar
Beim Zeichnen von Bildern zu Kernaussagen, kommt dazu, dass der Prozess des Zeichnens mit einem Stift wiederum zur Vertiefung des Gelernten beiträgt.
Unser Gehirn liebt Bilder und denkt auch in Bildern. Durch diesen Prozess des Sketchnotens werden verschiedene Bereiche des Gehirns angeregt, was mittlerweile auch viele Studien beweisen.
Und dafür muss niemand zeichnen können. Denn es geht nicht um Kunst, sondern darum Informationen zu transportieren. Selbst das Gekritzel während des Unterrichts, was schnell als Langeweile oder Desinteresse interpretiert wird, trägt zur besseren Merkfähigkeit bei. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass eine Wort-Bild-Kombination die Merkfähigkeit um 80% steigern kann.
Die großen Gedächtniskünstler merken sich Begriffe auch durch Zahlenbilder oder Bilder von Orten.
Vorteile von Sketchnotes im Unterricht
So viele Vorteile von Visualisierungen im Unterricht!
Darum: Fange einfach an. Im Tun wird man immer sicherer. Starte mit einer kleinen Auswahl an Icons, die mit der Zeit zu einer Bildbibliothek wächst. Überlege, welche einfachen Begriffe in deinem Unterricht immer wieder vorkommen und starte damit.
Ich habe es im Fach Chemie ziemlich leicht, denn alle Geräte müssen meine Schüler:innen zeichnen, wenn sie einen Versuchsaufbau beschreiben.
Nutze als erstes vielleicht 10 einfache Icons, übe genau, wie sie gezeichnet werden und übe sie nicht nur 1,2 Mal, sondern 50,60,100 Mal, bis die Hand ohne zu überlegen weiß, was du zeichnen willst.
Hole dir Anregungen von den Icons deines Handys oder suche im Internet nach Icons oder Bildern deiner Begriffe. Frag deine Schüler:innen, welche Begriffe ihnen einfallen. Und entscheidet euch vielleicht für bestimmte Klassenbegriffe.
Und es darf SPASS machen, damit werden zusätzliche noch weitere Emotionen verknüpft und garantieren auf jeden Fall einen Lernerfolg. Sketchnotes können für alle Fächer und alle Gelegenheiten in der Schule eingesetzt werden. Viel Spaß und Erfolg beim Umsetzen der ersten Sketchnotes.
Super Einführung, danke!
Vielen Dank Barbara, da freue ich mich, dass es dir gefällt.
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